In Südkorea gibt es unter bestimmten Bedingungen die Möglichkeit für Gefangene, einen Sonderurlaub (특별귀휴, Teukbyeol Gwihyu) zu beantragen. Einer der anerkannten Gründe für diesen Sonderurlaub ist die Hochzeit eines direkten Nachkommen. Hier ist eine detaillierte Anleitung, wie ein solcher Antrag gestellt wird und welche Faktoren dabei eine Rolle spielen.
1. Gesetzliche Grundlage
Gemäß Artikel 77 Absatz 2 des Gesetzes „Vollstreckung von Strafen und Behandlung von Gefangenen“ (형의 집행 및 수용자의 처우에 관한 법률) kann ein Gefangener unter bestimmten Umständen für bis zu fünf Tage Sonderurlaub erhalten. Einer dieser Gründe ist die Hochzeit eines direkten Nachkommen (Kindes).
2. Voraussetzungen für die Genehmigung
Obwohl das Gesetz die Möglichkeit eines Sonderurlaubs vorsieht, liegt die endgültige Entscheidung bei der jeweiligen Bewertungskommission der Justizvollzugsanstalt. Diese prüft mehrere Faktoren:
- Schwere des Vergehens: Bei schweren Straftaten (z. B. Mord, schwere Gewaltverbrechen, organisierte Kriminalität) wird ein Antrag in der Regel abgelehnt.
- Verfahrensstatus: Falls sich die Person noch im Ermittlungs- oder Gerichtsverfahren befindet, ist die Genehmigung unwahrscheinlich.
- Flucht- oder Wiederholungsgefahr: Falls die Anstalt eine Fluchtgefahr sieht oder die Person als potenzielle Gefahr für die öffentliche Sicherheit einstuft, wird der Antrag eher abgelehnt.
- Verhalten in der Haft: Gefangene, die sich in der Haftanstalt gut verhalten und keine Regelverstöße begangen haben, haben bessere Chancen auf eine Genehmigung.
- Dauer der bisherigen Haftstrafe: Falls die Person bereits einen großen Teil ihrer Strafe verbüßt hat, steigen die Chancen auf Bewilligung.
3. Antragstellung: Schritt-für-Schritt-Anleitung
Schritt 1: Antrag vorbereiten
Der Antrag auf Sonderurlaub kann entweder von dem Gefangenen selbst oder von einem direkten Familienmitglied gestellt werden. Dazu sind folgende Dokumente erforderlich:
- Schriftlicher Antrag auf Sonderurlaub
- Nachweis der Verwandtschaft (z. B. Geburtsurkunde, Familienregister)
- Hochzeitsnachweis (z. B. Einladungskarte, Buchungsbestätigung der Hochzeitslocation)
- Empfehlungsschreiben eines Anwalts oder Sozialarbeiters (optional)
Schritt 2: Antrag einreichen
Der Antrag muss bei der zuständigen Justizvollzugsanstalt oder dem Gefängnisdirektor eingereicht werden. In der Regel gibt es eine spezielle Abteilung für Häftlingsverwaltung, die sich um solche Anträge kümmert.
Schritt 3: Prüfung durch die Sonderurlaubskommission
Nach der Einreichung wird der Antrag von der internen Bewertungskommission der Anstalt geprüft. Dies kann einige Tage bis Wochen in Anspruch nehmen. Die folgenden Faktoren werden geprüft:
- Hintergrund des Gefangenen
- Risikoanalyse (Fluchtgefahr, Wiederholungsgefahr)
- Bedeutung des Anlasses
- Verhaltensbericht des Gefangenen
Falls notwendig, können weitere Informationen angefordert werden.
Schritt 4: Entscheidung und Umsetzung
Falls der Antrag genehmigt wird:
- Der Gefangene erhält eine temporäre Entlassung für maximal fünf Tage.
- In vielen Fällen muss er während dieser Zeit von Justizbeamten begleitet werden.
- Nach Ablauf des Sonderurlaubs muss der Gefangene pünktlich zurückkehren, sonst drohen harte Strafen.
Falls der Antrag abgelehnt wird:
- Es gibt in der Regel keine direkte Möglichkeit der Beschwerde gegen die Entscheidung.
- Alternativ kann versucht werden, eine Sondergenehmigung für eine Videokonferenz oder ein kurzfristiges Treffen mit der Familie zu beantragen.
4. Tipps zur Erhöhung der Genehmigungschancen
- Antrag so früh wie möglich einreichen (mindestens ein bis zwei Monate vor dem geplanten Termin)
- Sicherstellen, dass alle Dokumente korrekt und vollständig sind
- Falls möglich, eine Unterstützungserklärung von einem Anwalt oder Sozialarbeiter beifügen
- Verhalten des Gefangenen in der Haft positiv halten, um eine gute Empfehlung zu erhalten
5. Fazit
Sonderurlaub ist in Südkorea eine legale Möglichkeit für Gefangene, an wichtigen familiären Ereignissen teilzunehmen. Die Genehmigung liegt jedoch im Ermessen der Justizbehörden und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Eine sorgfältige Vorbereitung des Antrags kann die Chancen auf Genehmigung erhöhen, aber eine positive Entscheidung ist nicht garantiert.